K ulturwissenschaftliches Institut für Europaforschung



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    Nina Brodowski, M.A., Kulturwissenschaftlerin

    Forschungsschwerpunkt Architektur, Stadt und Geräumtes

    "Wir leben nicht in einer Leere, innerhalb derer
    man Individuen und Dinge einfach situieren kann.
    Wir leben nicht in einer Leere, die nachträglich
    mit bunten Farben eingefärbt wird. Wir leben
    innerhalb einer Gemengelage von Beziehungen,
    die Platzierungen definieren, die nicht aufeinander
    zurückführen und nicht miteinander zu vereinen sind."

    Michel Foucault

        Palast der Republik, Berlin, (c)Petras

       

    Verstehen wir mit Roland Barthes Stadt als Sprache - als Text - so ist der Raum nicht mehr allein konstituiert durch seine architektonischen Gebilde. Er tritt ein in die kulturelle Praxis und entsteht in ihr als permanent-performativer Prozess. Die Produktion von Raum und die Produktion seiner Bedeutung wird damit historisch: es handelt sich stets um Geräumtes, stets um eine symbolische Ordnung. In diesem Sinne ist die Stadt ein fiktiver Ort, der unterschiedlich gelesen, interpretiert und verstanden wird. Folgen wir Roland Barthes, so ist der Benutzer der Stadt eine Art Leser, der Fragmente der städtischen Aussagen entnimmt und sie aktualisiert. Das Subjekt findet auf Grund einer kollektiven Grammatik der Stadt Formen, städtische Elemente mit seiner eigenen Geschichte in Verbindung zu bringen. Diese Stadtbilder, die wir uns aneignen, werden zu Aufnahmen unserer selbst, indem wir an Ihnen unsere Erinnerungen materialisieren. Das Stadtbild dient als eine Art Mechanismus zur Informationsspeicherung und Selbstdarstellung, indem sie Kultur objektiviert.
    Das Bild, dass eine Gesellschaft von sich selbst besitzt und das ihr als gesellschaftliche Realität gilt, lässt sich in der Gestaltung ihrer Umwelt wieder finden. Dabei ist das Stadtbild nicht nur passives Archivieren von Wissen, sondern auch aktive Produktion von Geschichte. Der Kampf um Raum ist ein Kampf um Hegemonie in der Geschichtsschreibung. Die Gebäude, Monumente, Plätze und Strassen stellen die umkämpften Stätten historischer Erinnerung dar und liefern so Kontexte, Kulturen, Geschichten und Sprachen für das Empfinden der Gegenwart, vor allem aber für die Gestaltung der Zukunft ihrer Bewohner.
    Raum als einen Prozess und symbolische Ausdrucksform zu denken - als Geräumtes und Räumendes - bedeutet zu untersuchen, welche Geschichte der jeweilige Ort besitzt und wie diese diskursiv verhandelt wird, welche Machtrelationen sich in seiner Gestaltung materialisieren und welche Funktion diese verfolgen. Vor allem bedeutet es zu fragen, welche Subjekte hervorgebracht werden und welche widerstreitenden Positionen um die Bedeutung des Raumes kämpfen. In unserem Kontext heißt dies, die Frage zu stellen, was die Merkmale der europäischen Stadtgestaltung sind. Was für Stadtbilder liegen vor und welche Selbst- oder Gesellschaftsbilder liegen ihnen zu Grunde? Welche Perspektiven zeichnen sich im europäischen Kontext ab und besteht ein Dialog zwischen den verschiedenen Architekturdiskursen? Und wie steht es um neue Strömungen in der jungen Architektur, die Stadt und ihre Produktion als kulturelle Praxis versteht und deren kreativer Umgang vielleicht gerade im Leerstand und den schrumpfenden Städten zu Tage tritt.

     


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